Aktiv gegen Missbrauch

Teilnehmer*innen im Gespräch mit Referentin Judith Grasser
Bildrechte Heidi Wolfsgruber
Präventionsschulung für Pfarrer*innen

Jedes Gemeindehaus und jede Freizeit muss ein sicherer Ort sein für Kinder und Jugendliche! So lautet das Ziel einer Kampagne zur Prävention von sexualisierter Gewalt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitende aus den Dekanaten Uffenheim und Bad Windsheim nahmen im Januar an der gemeinsamen Basisschulung teil.

 

Für evangelische Kirchengemeinden, Schulen und Kitas sind individuelle Schutzkonzepte geplant.

Ziel der Schulung ist es, alle Haupt- und Ehrenamtlichen in Kirche und Diakonie für das Thema sexualisierte Gewalt zu sensibilisieren und ihnen zu zeigen, wie sie im Verdachtsfall richtig reagieren. „Niemand darf mehr die Augen verschließen nach dem Motto: Sowas kommt bei uns nicht vor“, betont die Sexual- und Sozialpädagogin Judith Grosser. Bis Ende 2025 muss deshalb jede Kirchengemeinde in Bayern und alle kirchlichen Einrichtungen – also etwa Kindertagesstätten, evangelische Schulen oder Seniorenheime – ¬eine Risikoanalyse durchführen und ein individuelles Schutzkonzept erarbeiten. So schreibt es das neue Präventionsgesetz der ELKB vor.

Mit Fachwissen, klaren Verantwortlichkeiten und einer Kultur der Achtsamkeit Hürden für Täter:innen erhöhen.

Eines war Judith Grosser in diesem Zusammenhang besonders wichtig: „Wir müssen uns klar auf die Seite der Betroffenen stellen! Schuld sind immer die Täter:innen, nicht die Opfer.“ Deshalb lag der Fokus der Schulung auf den Betroffenen. Es ging aber auch um die Täter:innen und deren Strategien. 80 bis 90 Prozent der Täter sind Männer, etwa zehn bis 20 Prozent Frauen. Oft nutzen sie eine Notlage ihres Opfers aus. In sogenannten „Testritualen“ (zum Beispiel zufällige Berührungen) bahnt sich der erste Übergriff an. Deshalb ist es laut Judith Grosser so wichtig, dass es künftig in allen Gemeinden Ansprechpersonen gibt, an die sich Betroffene und Mitarbeitende im Verdachtsfall wenden können. Fachwissen, klare Verantwortlichkeiten und eine Kultur der Achtsamkeit erhöhen laut der Expertin die Hürden für die Täter*innen immens.

Die Fachstelle für den Umgang mit sexualisierter Gewalt steht den Kirchengemeinden bei der Ausarbeitung der Schutzkonzepte auch über die Schulung hinaus mit Rat und Tat zur Seite – immer mit dem einen Ziel: Dass jedes Gemeindehauses und jede Freizeit ein sicherer Ort für Kinder und Jugendliche ist und bleibt.